Naturbeobachtungen – Waschbär
Eigentlich war ich auf dem Weg zu einem Seeadlerhorst. Im Zuge des Monitoring wollte ich nachsehen ob die Seeadler in diesem Jahr Nachwuchs bekommen haben. Meine Gedanken waren ganz bei diesen Greifvögeln. So trottete ich durch den Wald, etwas im Tunnel und deshalb nur bedingt aufnahmebereit für die Begegnungen am Wegrand.
Doch plötzlich huschte ein Schatten über den Waldweg und erzwang meine Aufmerksamkeit. Keinen Steinwurf von mir entfernt aber im Gegenlicht stolperte der Waschbär durch den Buchenwald. Sein Weg führte ihn zu einer alten, abgebrochenen Buche. Offensichtlich hatte sie / es war eine Waschbärendame, wie ich später auf den Fotos am Gesäuge erkennen konnte / mich nicht bemerkt.
Die Begegnungen mit Waschbären kann ich an einer Hand abzählen. Zahlreich kommen diesen Tiere zwar in unser Natur vor und trotzdem bleiben sie meistens im Verborgenen. Der eine mag sie und der andere verflucht sie. Darüber kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein aber eine Begegnung mit ihnen ist allemal ein spannendes Ereignis. So sehe ich das als Naturfotograf und enthalte mich deshalb einer Wertung.
Aber zurück zu meiner Naturbeobachtung. Der Waschbär kletterte auf die Buche, nutzte die Äste ganz geschickt und war am oberen Ende des Baumes plötzlich verschwunden. Na gut dachte ich mir, einige Fotos waren mir gelungen und darüber freute ich mich.
Bei den Seeadlern stellte sich heraus, dass die Brut noch nicht abgeschlossen war. Ein schneller Rückzug vom Ort des Geschehens. Der Weg zurück führte mich weiter durch den Wald. In beachtlicher Entfernung lag das Rotwild auf der sonnigen Wiese, das Damwild stand im Schatten der Bäume und das Schwarzwild wuselte mit dem diesjährigen Nachwuchs an den Pfützen der Wege. Alles lohnende Fotomotive, wenn die Sonne nicht so hoch gestanden hätte und deshalb die Kontraste so extrem gewesen wären. Meine Kamera blieb somit in der Tasche.
Kurz vor dem Ziel konnte ich doch nicht widerstehen und filmte das Schwarzwild auf der Wiese. Dabei nutzte ich ein Graben als Sichtschutz. Das Schwarzwild kam auf mich zu und ich musste etwas tiefer an der Grabenböschung Deckung suchen. Dabei schreckte ich einen weiteren Waschbären auf. Der Zweite an diesem Nachmittag. Ich habe ihn wohl beim Baden oder Trinken gestört, was das Tier durch eine schnelle Flucht quittierte. Gerade noch konnte ich erkennen an welchem Baum er Schutz suchte. Nur finden konnte ich ihn dort nicht. Doch plötzlich weht der Wind einen belaubten Ast etwas zur Seite und gab für einen kleinen Augenblick die Astgabel des Baumes frei. Dort hatte sich der Waschbär versteckt. Nur der Kopf mit den kleinen Ohren war zu sehen. Er fühlte sich sicher und mir waren zum Fotografieren immer wieder die kleinen Blätter im Weg.
Zu verlieren hatte ich nichts. Eine kleine versandete Stelle im Graben, dort muss sich ein Wechsel des Wildes befunden haben, gab mir die Möglichkeit trockenen Fusses die andere Seite des Grabens zu erreichen. Mein Plan war mich von hinter anzuschleichen und mein Plan ging auf. Der geringelte Schwanz des Waschbären verriet den Standort. Ohne Scheu lag das Tier hoch oben im Baum, betrachtete mich beim Fotografieren und war dann irgendwann der Meinung, dass es gut war und zog sich in das Blätterdach des Baumes zurück.
So ist das manchmal in der Natur. Lange Zeit sieht man sie nicht obwohl sie sicherlich immer gegenwärtig sind und dann kommt das Glück und beschert gleich zwei Begegnungen an einem Tag. Diese Momente sind unbezahlbar!