Naturbeobachtungen – Wiedehopf

Der Zufall

Durch die Seeadler-und Wanderfalkenberingung lernte ich in diesem Jahr einen fachkundigen Gleichgesinnten kennen. In der Lübtheener Heide, einem ehemaligen Truppenübungsplatz befindet sich eines der größten Vorkommen der Wiedehopfe in Mecklenburg. F. kannte die Standorte, hatte Zugang zum nur begrenzt begehbaren Gelände und auch Lust mir einiges zu zeigen. Was für ein Glück für mich! Es ergab sich nunmehr die Möglichkeit den Punker unter den Zugvögel live zu beobachten.

An einem Nachmittag im Juni, die Sonne brannte erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel, stellte ich mein Tarnzelt unweit einer kleinen Kiefer auf. In dieser Kiefer baumelte ungefähr 1,50 m über dem Boden ein länglicher Holzkasten. An der Frontseite befand sich ein Loch. So ungefähr ist die Nisthilfe für die Wiedehopfe zu beschreiben. Unspektakulär aber effektiv. Den Ruf der Wiedehopfe konnte ich in einiger Entfernung hören. Mein Pulsschlag stieg und die Anspannung war entsprechend groß. Ich wusste, dass dieser Brutkasten mit Jungvögeln besetzt war. Demnach werden die beiden Altvögel irgendwann füttern müssen aber ob die kommen, wenn sie das Tarnzelt und damit die Veränderung der Umgebung bemerken, wusste ich natürlich nicht.

So vergingen die Augenblicke mit gespanntem Warten. Plötzlich, wie aus dem nichts, ohne Ankündigung, war er da. Ein Wiedehopf nahm auf dem Ansitzast neben der Nisthilfe Platz. Er sass einfach da. Zeit für mich die Kamera einzustellen und meine ersten Fotos vom Wiedehopf zu machen. Diese Szenen wiederholten sich an diesem Nachmittag mehrere Male. Für den Anfang war das schon ganz passabel!

Etwas mehr Struktur

Nur einige Tage später versuchte ich nochmals mein Glück. Eile war geboten, denn das Alter der Jungvögel kannte ich nicht und damit einen entscheidenden Anhaltspunkt bei der Naturbeobachtung. Nur 28 Tage verbringen die jungen Wiedehopfe in der Bruthöhle. Danach verlassen sie die Nisthilfe und suchen sich ein eigenes Revier.

Zu meinem Glück war der Zeitpunkt noch nicht ran. Ich konnte beide Altvögel beim Füttern beobachten. Abwechselnd flogen sie den Kasten an und verschwanden, ohne Platz auf dem Ast zu nehmen, in der Regel mit einer Larve im Schnabel im Einflugloch. Nur kurze Momente später ging es andersherum. Erst schaute der gekrümmte lange Schnabel aus dem Loch und nur Augenblicke später war der Vogel auch schon verschwunden. Unweit vom Ort des Geschehens landeten sie dann irgendwo in der Trockenrasenfläche neben der Kiefer. Hüpfend suchten sie dann nach weiteren Larven und bewegten sich dabei relativ schnell. Das Kraut der Heide machten die Wiedehopfe dabei fast unsichtbar. Leider konnte ich an diesem Standort das Ausfliegen der Jungvögel nicht beobachten.

Ein neuer Standort

Dazu war ein weiterer Versuch nötig. Diesmal aber an einem anderen Standort von dem ich wusste, dass die Jungvögel gerade erst 3-5 Tage alt waren. Planungssicherheit für mich, denn es bleib noch ausreichend Zeit. Der neue Standort war aber anspruchsvoller. Die ersten Male bekam ich die Altvögel nicht zu Gesicht. Trotz der Tatsache, dass ich im Tarnzelt sass und quasi für die Vögel unsichtbar schien, liessen sich die Wiedehopfe auch bei späteren Ansitzen nicht oft sehen. Zunächst konnte ich es mir nicht erklären. Ab und an landeten die Elterntiere in der Nähe, mal in einem Baum und mal auf einem Pfahl hinter dem Nistkasten. Immer aber mit entsprechenden Rufen, so dass ich zumindest wusste, dass sie da waren.

Ich konnte aber von Ansitz zu Ansitz immer öfter beobachten, dass die Jungtiere aus dem kleinen Loch an der Frontseite des Nistkastens schauten. Zuerst sah ich nur die Schnabelspitze und später den ganzen Kopf. Dabei waren immer die markanten Rufe der Eltern zu hören. Plötzlich, irgendwann um den vermeintlich 28 Tag, purzelte ein Jungtier aus dem Nistkasten und landete auf dem mit Kiefernnadeln übersäten Boden, schaute sich suchend um und flog auf einen nahen Ast. In diesem Augenblick war mir klar was ich beobachten konnte. An diesem Standort konnte ich dann doch das Ausfliegen der Jungvögel dokumentieren.

Ende gut, alles gut!

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